Wie kam ich auf die Idee, zu Fuß 550km ans Meer zu gehen?

2018 wollte ich eigentlich mit dem Rennrad an einem Tag von Salzburg an die Adria nach Grado fahren, daraus wurde aber irgendwie nichts. Alleine wollte ich nicht fahren und ein gemeinsamer Termin ging sich Ende des Sommers nicht mehr aus. Nach den 600km in 21h und dem 1000km Brevet davor war die Sache irgendwie ehrlich gesagt auch keine echte Herausforderung mehr … sind ja auf Asphalt auch nur 450km 😉 Nachdem sich auch niemand mehr fand, der mitfahren wollte, war die Motivation dafür auch weg…. aber das Ziel, die Adria zu erreichen, blieb immer noch im Hinterkopf.

Nach einem etwas unglücklichen Sturz beim Radfahren Ende 2018 war die Motivation aufs Rad zu steigen für 2019 irgendwie gedämpft. 2019 sollte mein Jahr des zu Fuß gehens und des Laufens werden, sozusagen die Wiederentdeckung der Langsamkeit! Weitwanderwege haben es mir schon länger angetan, so ging ich schon mehrmals Strecken über 100km mit vielen Höhenmetern, meistens in 3-4 Tagen. Die besten bisherigen Touren waren beispielsweise der Karnische Höhenweg von Sillian bis zum Plöckenpass (~90km) oder vom Faakersee über Slowenien ins Rosental (70km). Eine 3-tägige Durchquerung des Nationalparks Kalkalpen (~70km), zweimal jeweils eine 3 Tagestour durch den winterlichen Kobernaußerwald (~40km), 7 Tagesetappen am Bohusleden durch Südschweden, in 3 Tagen von St. Martin übern Gerzkopf zum Gosaukamm und hinunter nach Abtenau, auf dem Bärentrail in 3 Tagen durchs Waldviertel (~100km), in 4 Tagen von Mallnitz ins Raurisertal, oder in 3 Tagen vom Großarltal ins kärtner Maltatal.

Die Vorbereitung:

Als Vorbereitung ging ich ein paar Wochen vor dem Start jeweils in 3 Tagen mit extra viel Gepäck und mit der verbesserten Ausrüstung, einmal die Postalmdurchquerung im schneereichen Frühling (~70km) und direkt von daheim weg über die Berge zum Salzburger Hintersee und wieder retour (80km). Das würde ich übrigens unbedingt empfehlen: Genau mit der geplanten Ausrüstung einfach einmal davor 3-4 Tage unterwegs sein, so können noch leicht eventuelle Änderungen vorgenommen werden. Will man’s wirklich wissen geht man gleich einmal bei Schlechtwetter und testet das gleich mit.

2019 war für mich klar, ich werde meinen Urlaub für eine längere Wanderung verwenden, nur dass es so lange wird, war eigentlich gar nicht geplant. Aber ich fand den noch relativ neuen Weitwanderweg Salzburg – Triest, und die Idee ließ mich schon nicht mehr los: Als Ziel doch wieder die Adria! Nein diesmal nicht mit dem Rad wie 2018 geplant, sondern zu Fuß… also diesmal eine echte Herausforderung! 28 Tagesetappen, 27000 Höhenmeter und über 500km, nur von der Stadt Salzburg wollte ich nicht starten, sondern gleich direkt von meiner Haustüre weg, 10km weiter südlich.

Die Vorbereitung für die Tour war gar nicht so ohne, der Plan war so oft wie möglich wo es erlaubt war draußen zu schlafen, aber auch nicht zu viel Unnötiges mitzuschleppen. Meine seit Jahren schon sehr gut funktionierende Packliste modifizierte ich mehrmals. Neu für die Tour kaufte ich noch eine leichte Berghose mit Zip, ein neues 280g leichtes Tarp, leichte Volllederwanderstiefel, ein Solarpanel mit Powerbank und nach einem Tipp eine kurze Laufhose, mit der ich dann die meiste Zeit unterwegs war. Meine Ausrüstung war somit perfekt für die Tour ausgelegt, was ich einsparen hätte können: Den Hobokocher und den Topf dafür, der war nur einmal für einen Tee in Verwendung. Ansonsten hatte ich bis auf das 1. Hilfe Set alles immer in Verwendung, weitere Einsparungen wären also kaum mehr möglich gewesen, außer beim Proviant, davon hatte ich meistens zu viel dabei.

Unterwegs am Sonnblickgletscher

Ich kam 4 Wochen mit 5.5kg Ausrüstung (= sogenanntes Basisgewicht, ohne Essen / Trinken gerechnet) im Rucksack nicht nur zurecht, sondern hatte immer ausreichend Ausrüstung dabei und konnte trotz sehr viel Regen meistens alles trocken halten. Man glaubt eigentlich immer Dies & Das haben zu müssen, aber eigentlich braucht man so gut wie gar nichts wirklich. Die wunderbaren Landschaften und schöne Wege lassen einen sowieso fast alles vergessen und man braucht, wenn man ehrlich ist, eigentlich nur was trockenes zum Anziehen, was zum Trinken und Essen und ein gemütliches Plätzchen zum Schlafen, der Rest ist Luxus. (Einige Tipps zum Einsparen des Rucksackgewichts gibt’s in diesem Artikel)

Wer die Chance hat, mehrere Tage für eine Wanderung zu nutzen, sollte sie ergreifen! Zumindest, wenn man das Gefühl dabei noch nicht kennt und noch am Überlegen ist. Nicht abwarten, sondern gehen! Der perfekte Zeitpunkt ist entweder nie oder genau jetzt!

Hier geht’s zum ersten Teil meines Bilderberichts Salzburg – Triest:

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