Die Brevetserie 2020 habe ich auch heuer wieder mit der 400km Distanz in Haid gestartet. Auch diesmal ohne als Vorbereitung vorher einmal einen 200er zu fahren, die letzte 200km Trainingsdistanz liegt jetzt schon fast 2 Jahre zurück, kein Grund sich nicht gleich an die 400er Distanz zu wagen! 😉 Denn wer wagt, gewinnt!

Im Gegensatz zu meinem allerersten Brevet, dem 400er Brevet vor 2 Jahren, waren wir heuer nur zu 14. am Start und leider war niemand dabei, der mein Tempo fahren konnte. Gerne hätte ich auch ein Gruppe ins Ziel gezogen, aber der Leistungsunterschied war einfach zu groß. Beim letzten Mal vor 2 Jahren kamen wir zu 9. mit fast 35km/h Schnitt ins Ziel, was trotzdem einfacher zu fahren war.

Die ersten 60km nutze ich zum Verdauen des Frühstücks und zum Aufwärmen und fuhr mit der Gruppe mit, leider hatte ich ein wenig Stress. Um den letzten Zug heimwärts noch zu erwischen musste ich spätestens um 20:00 Uhr wieder in Haid ankommen. Bei einkalkulierten 30min Pufferzeit +60min Stehzeit zum Stempeln / Wasser tanken und Essen nachkaufen blieben also 12:30h reine Fahrzeit übrig… dies ergibt einen 32er Schnitt bei 3400 Höhenmetern, das sollte doch machbar sein, oder?

Nach 2h in der Gruppe war ich gut aufgewärmt und musste langsam daran denken, den 32er Schnitt nicht aus den Augen zu verlieren. Zur Zeitersparnis hatte ich das Zugticket bereits am Vortag gelöst, was natürlich eine kleine Portion an extra Motivation darstellte 😉

Nanu, keiner mehr da? 😉

Ca. 10km vor der 1. Kontrollstelle startete mein 330km langes Einzelzeitfahren mit ganz schön viel Gegenwind bis zum Wendepunkt kurz nach Braunau bei km 132, wo der Wind dann mein Verbündeter wurde. Von da an hörte das Kämpfen gegen den Wind auf und die Kilometer begannen geradezu dahinzuschmelzen, so ähnlich wie ich selbst, denn es wurde immer heißer. Hohe Temperaturen stören mich allerdings kaum, eher im Gegenteil.

Kurz vor Lochen hatte ich Windschatten und Abwechslung vom monotonen alleine dahintreten von Michi bekommen. Danke Michi für deine Unterstützung und für’s fotografieren! Nach knapp 30km war ich wieder alleine und nach ein paar Kilometer Gegenwind tauchte auch schon die nächste Kontrollstelle in Haslau auf. Dort ist in etwa die Halbzeit und somit hatte ich mir einen Kuchen und ein hopfenhaltiges Elektrolytgetränk und 20min Pause schon schwer verdient.

Der Mondseeberg war gleich darauf bezwungen, 10km mit 195W fühlten sich wieder sehr locker an. Von dort weg nahm ich etwas Tempo heraus und rollte mit gutem Rückenwind am Mondsee entlang und genoss den schönen Ausblick auf den See. Der Kronberg war gleich darauf erreicht, von Loibichl am Mondsee weg mit 17 Kilometer fast nur bergauf ein relativ langer, aber leichter Anstieg.
In der Abfahrt wird man sogleich mit einer wunderschönen Aussicht auf den Attersee belohnt…. traumhaft!

Mein nächstes Ziel: Im Attersee gleich noch eine Runde schwimmen gehen! Aber erst auf der anderen Seeseite, bis dahin sind es noch gute 80km, denn die Strecke geht zuerst über Unterach zum Mondsee und über den Scharfling nach Bad Ischl. Erst dann taucht der Attersee nach dem Weißenbachtal erneut auf.

Vom Scharfling bis Bad Ischl konnte ich ein richtig gutes Tempo fahren und war öfters auf flacher Strecke mit über 45km/h unterwegs, im Magen war mir jedoch richtig flau. Mir war klar, nichts mehr essen und bei dem Tempo ist bald der Ofen aus… Manchmal kann ich 10h fahren und nur ein paar Riegeln und ein paar Gels essen, doch manchmal braucht der Magen einfach irgend etwas handfestes. Nach einem Thunfischsandwich und 15min Pause fing es wieder zu laufen an… nach einem Verfahrer durch Bad Ischl merkte ich, dass ich schon wieder am Hinterreifen Luft verlor… bis ins Ziel war ich schlussendlich alle ~15km am nachpumpen, etwas nervig. Wie kann eigentlich ein Tubelessreifen 300km dichthalten und plötzlich muss man alle 15km nachpumpen? Die von Schwalbe wissen’s vielleicht 😉 Denn es war nicht das kleinste Loch zu entdecken. Und bei 2-3 bar scheint der Druckverlust sehr langsam zu werden. Wirklich dicht waren beide neuen Schwalbe One bisher nicht zu kriegen, sehr schade, denn der Fahrkomfort und das Gewicht sind sehr gut!

Endlich ist sie da, die lange herbeigesehnte Abkühlung am Attersee nach 315km!

Nach dem Badestopp am Attersee ging’s wieder flott weiter. Schon irgendwie lustig, wenn man nach über 300km noch an den anderen Rennradlern vorbeiziehen kann, als wenn diese stehen würden. Leider konnte ansonsten keiner der sicher 50 überholten Rennradler mit mir mitfahren, obwohl ich ein paar Mal locker gerollt war, um andere aufschließen zu lassen. Die Hoffnung auf etwas Windschatten war somit vergebens. Während der Badepause dachte ich eigentlich, dass mich auch einmal eine Brevetgruppe einholen würde, dem war aber nicht so.

Bis Stadl Paura rollte es wunderbar dahin, doch die letzten 40km enthielten noch ein paar knackige Anstiege und im Flachen war die doch sehr tiefe Aeroposition schon langsam wirklich schwierig zu halten, dazu kam etwas Knieweh… also lieber “locker” ausrollen.

Im Ziel war ich mit 32.3km/h Schnitt sogar schneller als die anvisierten 32km/h, benötigte allerdings 30min mehr Standzeit mit den Stopps zum Aufpumpen, baden und man glaubt es kaum: Im Stau stehen hinter zu langsam fahrenden Autos am Attersee und Mondsee. Andererseits ist das ein gutes Zeichen für ein gutes Tempo, wenn man auf Autos aufläuft. 😉

Leider alleine im Ziel

Ganz interessant ist der Vergleich zur Fahrt vor 2 Jahren in der großen Gruppe, dabei war der Schnitt um fast 3 km/h schneller durch den Windschattenvorteil der Gruppe. Außer zu Beginn fuhren wir viele Anstiege damals allerdings langsamer hinauf. Beispielsweise fuhr ich den Anstieg bei Sicking nach 350km mit 240W Schnitt und auch im Flachen war ich einige Segmente schneller als damals.

Auf alle Fälle war es auch diesmal ein schönes Brevet, super Wetter und schöne Strecken, nur leider diesmal zu wenige Teilnehmer. Als Einzelzeitfahren macht ein Brevet natürlich nur halb so viel Spaß!

Hier noch die Daten für Interessierte an Zahlen:

  • 410km (mit Anfahrt)
  • Bewegungszeit 12:29 Stunden
  • Höhenmeter: 3400
  • Wattschnitt Normalized 178W
  • Verbrauchte kcal: 7500 (ohne Grundumsatz)
  • Pulsschnitt 140 (GA1 geht bei mir bis 151 Puls, bzw. 215 W)
  • Leistungsspitze 897W
  • 60sek Spitze 298W
  • 60min Spitze 197W
  • Schnellster Abschnitt: Knapp 40km mit 37.4km/h Schnitt entlang des Attersees
Streckekmkm/hWattPulsschnitt
Warmfahren mit Gruppe7329.8140127
Mit Gegenwind bis Braunau7033.4192145
Von Braunau hügelig bis zum Kronberg9530.1173146
Kronberg bis ins Ziel incl. ausrollen16134.4166141
Leistungswerte mit Nullen gerechnet, daher wird die Leistung in hügeligen Gebieten weniger, weil man bergab oft nicht mehr treten kann.

Leistungsdiagramm:

Fast 8h um die 190W oder darüber unterwegs, davon 50min über 250W … passt 🙂
Großteils um die 35km/h unterwegs und fast 2h über 40km/h

Fahrt auf Strava:

https://www.strava.com/activities/3722881091/overview

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