Nachdem es viele interessiert, wie ich es schaffe, mit so wenig Rucksackgewicht unterwegs zu sein, hier ist die Auflösung!

Dies ist der Beginn einer kleinen Serie, bei der ich immer wieder einmal zum Thema Ultraleicht wandern ein paar Tipps geben möchte.

Ich beschäftige mich jetzt schon seit gut 10 Jahren mit der Ausrüstung zum Trekking und Bushcraften. Seit zwei Jahren bin ich an einem Punkt angekommen, bei dem sich nur mehr wenig einsparen lässt. Als nächsten Schritt bleibt jetzt nur mehr ultraleichte Ausrüstung zu kaufen, was ich aber nicht möchte, weil diese eben auch leichter kaputt wird. Die Kunst ist es, den Mittelweg zwischen robuster und ausreichend leichter Ausrüstung zu finden.

Als erstes stellt sich natürlich die Frage: Warum überhaupt Gewicht sparen?

Bei mir ist es so, dass ich

  • dadurch längere (Berg)Touren machen kann
  • dadurch viel trittsicherer unterwegs bin (leichte Klettersteige usw.)
  • manchmal mit dem Rad anreise und dort ein großer und schwerer Rucksack viel mehr stört als beim Gehen, speziell bergauf
  • dadurch Platz für meine Kameraausrüstung habe, die je nach Objektiven zwischen ~1kg und 3kg wiegen kann.
  • nicht viel unnütz schleppen will, weil es eben auch leichter gehen kann. Ich bin ein Genießer, wenn ich mit 20kg komplett fertig auf einem Gipfel ankomme, bekomme ich ja unterwegs nichts mehr von der schönen Landschaft mit!
Unterwegs von Salzburg nach Triest mit 5,5kg Rucksackgewicht mit kompletter Ausrüstung zum Schlafen im Freien, gewogen ohne Wasser und Verpflegung. Verpflegung hatte ich allerdings immer viel zu viel dabei.

Wie kommt man also zu einer leichten Ausrüstung?

Normalerweise packt man alles in den Rucksack, was man glaubt, während der Tour zu brauchen. Ich verfolge eher den Ansatz: Schmeiße alles raus, bei dem du dir nicht wirklich sicher bist, dass du es auch brauchst! Das kostet gar nichts und spart eine Menge Gewicht. Die wenigen Ausnahmen, die trotzdem dabei sein sollten sind:

  • Etwas wärmeres Gewand einpacken als man meint, dass es ausreicht. 300g sparen und dafür frieren bringt recht wenig.
  • Erste Hilfe Paket und Handy (auch wenn mann es vielleicht nicht selber braucht)
  • Regenschutz (denn zumindest regnet’s auch bei uns manchmal an lt. Wetterbericht stabilen Tagen und mit nassem Gewand schlafen gehen ist nicht empfehlenswert)
  • Mehrere Möglichkeiten um ein Feuer zu entzünden
Unterwegs in Schweden mit 9,7kg am Rücken, incl. der kompletten Verpflegung für eine ganze Woche (gewogen ohne Wasser und ohne der 1,4kg schweren Kameraausrüstung)

Tipps, um das Rucksackgewicht zu reduzieren:

  • Zuerst einmal eine Übersicht über die vorhandenen Teile schaffen, alles wiegen und in eine Packliste eintragen, ansonsten ist es nur ein herum raten, wo etwas gespart werden könnte.
  • Die Packliste für jede Tour speziell abändern (erwartete Minimaltemperatur, Tourlänge, Verpflegung, nötige Robustheit der Ausrüstung, Übernachtung am Feuer oder nicht? D.h. brauche ich eine etwas schwerere, aber dafür funkenfeste Kleidung?)
  • Mit Gewand schlafen gehen spart nicht nur eine Menge Schlafsack- und Isomattengewicht, es gibt auch kein Umziehen und auch kein Frieren nach dem Aufstehen usw. Ist es Sommer, reicht oft auch eine lange Unterwäsche + Daunenjacke anstelle eines Schlafsacks, das hat gleich den weiteren Vorteil, dass man in der Nacht mal schnell aufstehen kann.
  • Ganz einfach gar keine schweren Teile einkaufen, dann kommt man auch nicht in Versuchung sie doch mitzunehmen. Meistens gibt es für ein klein wenig Aufpreis gleich wesentlich leichteres. Ansonsten etwas länger sparen und einmal das kaufen was dann länger bleibt, anstatt fürs erste einmal etwas billiges und schweres zu kaufen, mit dem man sowieso nie richtig zufrieden sein wird.
  • Beim Kaufen immer Gewichte vergleichen, leichter bedeutet nicht unbedingt teurer! Oft sind Teile unnötig robust oder wenig durchdacht. Wirklich überlegen, wo man robuste und schwere Teile einsetzten will, Robustheit bei allen Teilen ist zumindest bei mir völlig unnötig und spart mehrere Kilo ein. Ich bin mit meiner Ausrüstung schon jahrelang unterwegs und bis jetzt habe ich kaum mal was kaputt bekommen. Allerdings spare ich dafür wiederum nicht an der Jacke. Die Lodenjacke ist für mich perfekt draußen, mit 800g nicht sehr leicht und auch nicht gerade günstig. Dafür sehr angenehm zu tragen, atmungsaktiv, robust, funkenfest und nimmt den Feuergeruch nicht an! Daher sind die paar hundert Gramm gut investiert.
  • Möglichst viele Teile mit mehreren Verwendungszwecken mitnehmen (Schemagh, Becher und Kochgeschirr in einem, Packsack als Kopfpolster, Baumarkt Handschuhe fürs Arbeiten, Hitzeschutz und auch beim Schlafen als Kälteschutz,…) Gewand mit gutem Wärme / Gewichtsverhältnis mitnehmen (Daunenjacke, warme Unterwäsche, warme Haube, 2. Paar Socken,…)
  • Beispielsweise ist meine leichte 120g Evazote Isomatte gleichzeitig meine Rückenpolsterung vom Rucksack und auch mein etwas stabilisierender “Rucksackrahmen”. Evazote kostet im Vergleich zu anderen Isomatten fast nichts, etwa 10€/m² mit 5mm Stärke
  • Gewand mit vielen Schichten verwenden. Statt einer schweren Jacke z.B lieber ein lang­är­me­liges Merinoshirt + lange Unterwäsche + leichte Jacke + Regenjacke.
  • Bei den großen Teilen anfangen, dort kann am meisten gespart werden. Allerdings kosten die meistens auch relativ viel.
  • Dinge mit kleinem Packmaß kaufen (Daune statt Kunstfaser- Töpfe, die ineinander passen, usw.)
  • Hat man einen gewissen Punkt erreicht, schrumpft auch das benötigte Volumen und es kann ein kleiner und leichterer Rucksack verwendet werden.
  • Bei der Verpflegung daheim schon alles pro Mahlzeiten durchüberlegen, Trinkwasserquellen im Zielgebiet schon vorher auf der Karte suchen- meistens braucht man somit kaum Wasser mitzunehmen.
  • Grenzen austesten (im Sommer ohne Schlafsack und aufblasbarer Isomatte übernachten – geht bei mir mit langer Unterwäsche und der 120g schweren 5mm Evazote Isomatte bis etwa bis 10°C, danach wird’s wirklich grenzwertig und die zusätzliche Kleidung wird schwerer, als der 400g Daunenquilt)
  • Leichte Klappsäge statt Axt für Feuerholz für die Touren, wo ein Lagerfeuer erlaubt ist.
  • Materialen aus der Natur verwenden (Isomatte, Wildkräuter, Schwammerl, Beeren, Wasser aus Quellen,…)
  • Temperaturbereich eingrenzen: Ich bin bis getestete -12°C perfekt ausgerüstet, bei uns im Salzburger Raum gibt’s eher selten Nächte mit unter -8°C, bzw muss man dazu schon auf den Berg hinauf. Daher habe ich auch meine Ausrüstung darauf hin ausgelegt, ich habe auch im Winter nur meinen Sommerschlafsack (400g Daunenquilt mit +8° Komfort oder meinen 700g Daunenschlafsack mit +2° Komfort) und nur die Lodenjacke. Geändert wird nur das Gewand darunter, um die fehlenden ~10-15° zu kompensieren. Mit Daunenjacke, Merinopullover und Lodenjacke ist der Schlafsack mit +8°C Komforttemperatur auch bis -5°C angenehm warm. Meine kälteste Nacht war bisher bei -12°C im Schlafsack mit +2°C Komforttemperatur und ich habe nicht gefroren. Allerdings habe ich im Winter bis zu 6 Schichten Kleidung an, das ist wesentlich flexibler, als wenige gut isolierende Schichten und bei Bewegung lässt sich die Isolierung schnell anpassen um nicht zuviel zu schwitzen.

Gutes Gelingen beim Umsetzen der Tipps, dadurch sollte sich das Gewicht des Rucksacks schon deutlich verringern!

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