Hier geht’s zum ersten Teil!

Wandern mit viel zu wenig Verpflegung, dafür aber mit zu viel vorgenommener Strecke und Notbiwaks im Gewitter – mein intensives Bergerlebnis am Karnischen Höhenweg. In 4 Tagen entlang der traumhaften Südgrenze Österreichs von Sillian zum Plöckenpass

Das Wetter wurde bereits am späteren Nachmittag zunehmend schlechter und es zog ein Gewitter auf, draußen biwakieren war somit keine Option mehr und ich stieg zum Mitterkarbiwak ab, dass ich irgendwann nach etwa 14h Tagesgehzeit erreichte.

Ich kam genau im richtigen Moment beim Biwak an, denn das Gewitter stand schon in dem kleinen Talkessel und es blitzte alle paar Sekunden, gefolgt von krachenden Gewitterdonnern, die zwischen den Felswänden auch als Echo retour kamen. Bei dem Biwak war ansonsten niemand, in der Nacht blieb das Gewitter auch noch stundenlang zu Besuch. Der Wind heulte wie wild und der Dachstuhl der kleinen Hütte knarrzte, einer gemütlichen Nacht stand also nichts mehr im Wege…

Ohne Abendessen davor und ohne Frühstück startete ich am nächsten Morgen bei schönem Wetter zum Hochweißsteinhaus. Der Weg zog sich noch ordentlich in die Länge, vor allem hatte ich großen Hunger und konnte nicht mehr so schnell gehen wie sonst. Gleich zu Beginn ging der Weg wieder steil auf 2500m zum Grat hinauf.

Nach dem ganzen hungern kam passend zur Mittagszeit nach fast 24h ohne etwas zum Essen endlich das Hochweißsteinhaus in Sicht. Es gab zwei Hauptspeisen zur Auswahl, von denen ich mir mit meinem Riesenhunger gleich beide hintereinander genehmigte. Nachdem ich fertig war, kam die angebotene Nachspeise gerade recht und ich ließ mir noch ein belegtes Brot für unterwegs mitgeben, weil ich schon ein wenig befürchtete, dass dies schon wieder meine einzige Mahlzeit für diesen Tag war… und ich sollte Recht behalten…

Beim Aufbruch vom Hochweißsteinhaus war es nach der ganzen Schlemmerei bereits früher Nachmittag und es stand mir nach der ~5-stündigen Vormittagsetappe nochmals eine komplette, wenn auch diesmal eine kürzere Tagesetappe bevor, noch weitere 6 Stunden bis zur Wolayerseehütte und es wurde zunehmend schon wieder gewittrig. Ohne Pausen konnte ich also frühestens abends gegen 20 Uhr auf der Hütte sein. Irgendwie rechnete ich schon wieder damit, dass sich dies nur schwer ausgehen wird.

In dieser Etappe verlässt der Weg erstmals für längere Zeit den Grat und führt auf italienischer Seite in das abgelegene Val Fleons. Über den Giramondopass geht es später wieder nach Österreich, auf diesem Anstieg wurde ich immer langsamer, ich hatte schon längst das Brötchen aufgegessen und der schwere Rucksack fühlte sich an, als wenn darin noch zusätzlich jede Menge Steine mit eingepackt gewesen wären 😉

Die Wolken wurden auch immer mehr und ein starker und kalter Gegenwind kündigte bereits das nächste Gewitter an. Den steilen Abstieg vom Pass schaffte ich noch, mir war allerdings klar, dass ich das Etappenziel bei meinem Gehtempo heute nicht mehr erreichen würde.

Es war trotz Start nach Sonnenaufgang bereits am dämmern und noch immer ~4 km bergauf zu gehen, als das Gewitter schnell immer näher kam und so entschied ich mich gleich zu biwakieren. Sofort nach dem Aufbau brach das Gewitter auch schon los, mein Biwaksack ist zwar prinzipiell wasserdicht, lässt sich allerdings nicht vollständig schließen. Es war wieder gleich wie am Vorabend, die Blitze schlugen ringsum im 10 Sekundentakt ein, es stand mir somit nochmals eine ruhige, trockene und gemütlich warme Nacht bevor…

Es schüttete die ganze Nacht durch und irgendwann noch vor Sonnenaufgang machte ich mich auf den Weg zur Wolayerseehütte. Dass ich schön ausgeschlafen war und noch immer alles schön trocken war, brauche ich an dieser Stelle sicher nicht zu erwähnen… 😉

Unser Körper ist schon ein echtes Wunderding, am Abend kam ich fast nicht mehr vorwärts, trotzdem war ich auch ohne viel Schlaf und ohne Essen wieder regeneriert genug, um danach wieder ohne Probleme weiterzugehen, an diesem Tag waren es immerhin noch etwa 3h Gehzeit bis zum Plöckenpass, die eigentlich nur wegen der vielen Blasen an den Füßen anstrengend waren…

Aber zuerst ging es endlich als verspätetes Abendessen zum Frühstücken zur Wolayerseehütte, dabei lernte ich eine kärntner Wandergruppe kennen und wir wollten alle möglichst schnell bis zum Plöckenpass absteigen. Mittlerweile hatte es sich so richtig ein geregnet und es war auch keine Besserung in Sicht. Sehr schade, denn der Wolayersee ist ein schöner Platz, diesen muss ich irgendwann einmal wieder einen Besuch abstatten.

Der Abschluss der Tour war allerdings auch ein Erlebnis, es ging etwa 2h einen schönen Wanderweg bergab, durch das schlechte Wetter war dort außer uns auch niemand unterwegs und weiter unten genossen wir eine sehr angenehme und ruhige Stimmung im verregneten Bergwald.

Mit dem Taxi fuhren wir vom Plöckenpass bis Kötschach-Mauthen und von dort mit dem Zug weiter bis Villach. Zum Glück hatten wir viel Spaß beim Fahren und die Zeit verging daher wie im Flug, denn der Zug schien bei jedem Bauernhof einen Halt einzulegen. Endlich in Villach angekommen war es schon Mittag und die lustigen Kärntnerinnen kannten dort einen Braugasthof. Ich freute mich sehr, dass ich auch noch zum Essen eingeladen wurde, somit hatte diese erlebnisreiche und wundervolle Tour trotz des schlechten Wetters noch einen schönen und würdigen Abschluss gefunden!

Diesen Weg fand ich wunderschön zu gehen, was diesen Weg ausmacht, ist die für Österreich relativ lange Zeit, die man ohne wirklichen Abstieg auf den Bergen verbringen kann. Auf den knapp 100km wird das Gebiet auch von keiner asphaltierten Straße und nur von wenigen Forststraßen durchschnitten. Der Weg geht lange Zeit auf über 2000m entlang, daher sind die Fernblicke meist fantastisch!

Diesen Wanderweg kann ich nur wärmstens weiterempfehlen und würde die Tour auch so oder so ähnlich noch einmal nachwandern, idealerweise vielleicht mit etwas mehr Verpflegung, besserem Wetter und auch mit Begleitung und weniger Zeitdruck 😉 Wieder einmal zeigte sich, dass auch eine schnell und kaum geplante Alternativtour erlebnisreich und genial sein kann, ziemlich sicher habe ich auf dieser Tour mehr erlebt, als auf der ursprünglich gemeinsam geplanten Tour durch die hohen Tauern.

Kurz zur Technik: Vielleicht ist es jemandem aufgefallen, alle gezeigten Bilder sind mit der gleichen Brennweite von 35mm APS-C (=52mm Kleinbild) Spiegelreflex entstanden, das war das einzige mitgenommene Objektiv, ein paar Bilder sind natürlich auch etwas geschnitten, bzw. Panoramen daraus.

Ich bin noch immer gespannt, wie der Weg im Osten weitergeht. Weitere 4 Tagesetappen des Südalpenwegs bin ich mittlerweile schon gewandert, ich habe allerdings das Teilstück vom Plöckenpass ostwärts ausgelassen und bin wegen der besseren Erreichbarkeit gleich vom Faakersee auf den Mittagskogel und von dort weiter nach Osten gewandert. Dies war damals ebenfalls eine kurzfristig geplante, geniale und empfehlenswerte Viertagestour! Aber lies gerne den Bericht auf meinem Blog dazu –> 4 zauberhafte Tage an der Südgrenze Österreichs am Südalpenweg!

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