Der Genuss der Langsamkeit – ein kleiner Einblick in die Welt des Weitwanderns auf dem Weg von Salzburg nach Triest
Was sind die Dinge, an die man sich noch Jahre später mit Freude zurück erinnert?
Auf alle Fälle gehören die Abenteuer und Dinge, die nicht alltäglich waren dazu! Darum immer auf zu neuen Abenteuern! Dass solche auch direkt vor der Haustüre warten, davon soll folgender Bericht erzählen. Wenn du magst, kannst du mich beim Lesen begleiten und ein bisschen in die Welt des Weitwanderns mit eintauchen!
Nach bisher schon so einigen leicht verrückten Touren per Rad, wie 10000 Höhenmeter bergauf in 12 Stunden, 600km mit 6000Hm in 21h, 1000km in 60h quer durch Österreich, und ähnlichen lustigen Touren war es wieder einmal an der Zeit, das Rad stehen zu lassen und zu Fuß zu gehen.
Die Eckdaten dazu passen allerdings an sich eh besser zu einer Radfahrt 🙂 550km, ~27000 Höhenmeter bergauf und 400 mehr bergab, aber nicht wie gewohnt in 1-2 Tagen per Radl, sondern zu Fuß waren es dann doch 26 Tage. Ich ging ohne Pausentag jeden Schritt von daheim weg bis nach Triest und bestieg dabei möglichst viele Gipfel. Wenn man genug Zeit hat, kommt man zu Fuß auch überall hin.
Mein Startmotto der Tour lautete:
“Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer.“ (Seneca)
Eine 4-wöchige Tour kurz zusammen zu fassen ist gar nicht so leicht… wo soll ich denn anfangen?
Bei der doch etwas verrückten Idee, diese Tour zu starten? Oder bei den vielen landschaftlichen Highlights, die am Weg warteten? Beim unglaublich geilen Gefühl, auf den letzten Schritten am Hauptplatz in Triest? Oder beim ersten Schritt, mit dem Gedanken, jetzt 4 Wochen zu Fuß bis ans Meer zu gehen? Oder bei den vielen Erlebnissen mit interessanten und oft lustigen Menschen, die ich am Weg getroffen habe? Oder bei den insgesamt 7 teilweise richtig urigen Hüttenübernachtungen, mit dazugehöriger Hüttengaudi? Oder beim Triglav, den ich als mein selbstgemachtes Geschenk genau an meinem Geburtstag besteigen konnte?
Oder bei den insgesamt 12 Nächten, die ich draußen im Schlafsack auf den Bergen verbracht habe, teilweise bei Gewittern, manchmal aber auch bei klarem Sternenhimmel… ich sah Hirsche und Rehe, die ganz nah an meinen Lagerplätzen vorbei kamen, wurde manchmal von Mücken geplagt und von Kuhglocken wach gehalten und ich erlebte meine erste Strandübernachtung gleich bei einem richtig heftigen Gewitter.
Die ersten Tage ging ich über kilometerlange Schneefelder im Steinernen Meer. Gleich der erste Übernachtungsplatz war wunderschön gelegen und ich traf die ersten Menschen erst nach 4 Stunden wandern am nächsten Tag. Auch auf der Zwischenetappe von der Wasseralm über die Hochbrunnsulzen zum Riemannhaus sah ich niemanden.
Mitten im Steinernen Meer waren lange weit und breit nur Berge und Schneefelder zu sehen, es glich eher wie einem arktischen Meer aus Schnee und Stein… und das mitten im Sommer! Starker Dauerregen und Nebel waren auf den ersten Tagen öfters meine einzigen Begleiter.
In den Salzburger Schieferalpen genoss ich nach dem vielen Regen 2 Tage lang den Sonnenschein auf einsamen Gipfeln und ging auf fast 2000m baden.
Zwischen Maria Alm und dem Hundsteingipfel begegnete ich in 24h nur 2 Menschen, ein sehr einsames Gebirge mit einem schönen Höhenweg zwischen der Schwalbenwand und dem Hundstein und mit 2 sehr schönen Übernachtungsplätzen. Allerdings war ich dort nicht ganz alleine, denn gefühlt eine Million Mücken erwarteten mich bereits 😉
Das Raurisertal schien kein Ende nehmen zu wollen, ich ging fast 3 Tage von Taxenbach durch die Kitzlochklamm und bis hinauf auf den 3106m hohen Gipfel des Hohen Sonnblicks.
Die beiden Übernachtungen im Raurisertal waren wunderschön, immer mit Gewitterrisko, aber es blieb trocken und ich hatte einen Sternenhimmel an wundervollen Übernachtungsplätzen, einmal mit eigener Lichtung im Bergwald und einmal mit Aussicht auf Gletscher bei Sonnenauf- und Untergang…. traumhaft! Man muss einfach nur freundlich fragen, auf den Almen hat kaum einer etwas dagegen.
Nach der 6. Nacht draußen und großteils bis auf den Hütten und wenigen Ortschaften doch recht menschenleeren Gegenden war ich schon richtig entspannt und zur Ruhe gekommen.
Vom Gefühl war ich auch schon wesentlich länger unterwegs, die Zeit ist auf solchen Wanderungen sowieso irrelevant. Geht die Sonne auf, kann man loswandern, bevor sie wieder untergeht sollte man einen schönen Lagerplatz oder eine Hütte gefunden haben. Die Uhrzeit dazwischen? Völlig irrelevant, was hat man davon dies zu wissen?
Die Übernachtung in der Rojacherhütte, mit 9 Lagerplätzen wohl die kleinste bewirtschafteten Hütte vom Alpenverein, alleine mit dem Hüttenwirt bei einem heftigen Gewitter, war nach einer Woche wandern die erste Nacht, in der ich nicht draußen schlief. Mit 2718m war dies auch die höchste Übernachtung der Tour.
Im Zittelhaus am Gipfel wollte ich nicht übernachten, weil der Abstieg über den Gletscher am nächsten Morgen auf gefrorenem Schnee nicht möglich gewesen wäre und auch, um die nächste Etappe nicht noch länger zu machen. Außerdem finde ich kleine Holzhütten sowieso viel gemütlicher als große Häuser.