Bist du schon mal von dem Gesang einer Nachtigall oder von einem Eichhörnchen in den Bäumen über dir geweckt worden? Oder kam dir schon mal ein Hirsch oder ein Reh bis auf wenige Meter an deinem Platz vorbei? Oder hat dich schon einmal eine Eule im Wald besucht? 

Was gibt es schönes zu entdecken, wenn man immer wieder einmal eine Nacht draußen im Wald und auf den Bergen verbringt? 

Heutzutage sind kurze Touren mit Übernachtung in der Natur auch unter dem Begriff micro adventures bzw. Mikroabenteuer bekannt, bzw auch unter dem etwas witzigen Begriff des Waldbadens. Also endlich einmal baden gehen können, ohne nass zu werden 😉 Als ich vor 15 Jahren damit anfing, waren diese Begriffe zumindest mir noch unbekannt und irgendwie kam mir vor, dass dies damals nur ganz wenige machten.

Wann ist die beste Zeit, um draußen in der Natur zu sein?

Einer der schönsten Zeiten, um draußen zu schlafen ist eindeutig der Frühling! In der richtigen Zeit, wenn sich der Winter endlich geschlagen gibt und die Schneedecke verschwunden ist, explodiert die Natur praktisch schon fast. Wege, die gerade noch leicht zu begehen waren, sind teilweise innerhalb von wenigen Wochen zugewachsen, überall sprießt frisches helles Grün.

Bäume treiben oft in ein paar Tagen aus, der Wald verändert sich extrem schnell. Die Vögel zwitschern um die Wette und länger als bis vor Sonnenaufgang schlafen wird durch das Vögelgezwitscher langsam schwer. Ich habe schon öfters erlebt, dass eine Nachtigall in den Bäumen über mir ein kleines Konzert geträllert hat, das ist eines der schönsten Erlebnisse in unseren heimischen Wäldern. 

Im Frühsommer, wenn in den Bergen der Schnee langsam auch endgültig taut, und die hohen Gipfel wieder ohne Schwierigkeiten zu besteigen sind, sind die Bergübernachtungen am Schönsten! Taut der Schnee, warten unterhalb schon die ersten Blümchen, die sofort zu blühen beginnen. Unglaublich, wie schnell das geht! Sind die Schneereste endlich weg, bilden sich an den richtigen Stellen ganze Teppiche von Bergblumen! Eine der schönsten Zeiten in den Bergen ist endlich gekommen! 

Im Hochsommer ist endlich die richtige Zeit für die hohen Gipfeln, die nun auch endlich einigermaßen schneefrei werden. Ein Biwak auf über 2500m, und am Abend bei Sonnenuntergang auf dieser Höhe noch ein erfrischendes Bad nehmen? Ja das geht, wenn man die richtige Stelle dafür gefunden hat 😉


Der Sternenhimmel ist zu dieser Zeit oft phänomenal in den Bergen, weit weg von allen Ortschaften und der leider schon normal gewordenen Lichtverschmutzung. Im Hochsommer kommt auch immer der Sternschnuppenhöhepunkt, den wir schon fast traditionell irgendwo auf den Bergen verbracht haben. Es gibt zwar mehrere Sternschnuppenhöhepunkte im Jahr, aber dann ist meistens das Wetter eher schlecht oder das draußen schlafen am Berg wegen der Kälte nicht mehr so angenehm. Bisher habe ich an die 1000 Sternschnuppen gesehen. Davon waren einige dabei, bei denen der Schweif danach auch noch einige Sekunden stehen blieb und manchmal sah ich wie es die Sternschnuppe zerriss und die einzelnen Teile weiterflogen. Die größte Sternschnuppe, die ich bisher gesehen habe, leuchtete etwa 5 Sekunden, überflog den halben Himmel und war etwa so hell wie die Landescheinwerfer eines 1km entfernten Flugzeugs, das auf einen zufliegt. Diese zerriss es danach auch in mehrere Teile.

Im Herbst ist meiner Meinung nach dann der Höhepunkt des Fotografen in mir gekommen, typischerweise ist im Tal eine Nebeldecke und  der hoffentlich hoch genug gewählte Biwakplatz ist gleich in der Morgensonne! Es lassen sich geniale Nebelstimmungsbilder machen, man muss nur schnell sein!

Nebelstimmungen ändern sich oft von einer Minute auf die Andere! Berge sehen selten beeindruckender aus als im Herbst! Dazu kommt natürlich, dass die Herbstwälder zu färben beginnen.

Sonnenaufgang in den Sextener Dolomiten

Die Birken machen meistens den Anfang und dann geht die beste Zeit für mich als Landschafsfotografen auch schon los! Der Höhepunkt des Herbstes dauert oft nur 1 bis 2 Wochen, hat man in dieser kurzen Zeitspanne keine Zeit weil gerade die passenden 2 Wochenenden verregnet waren, darf man gleich bis zum nächsten Jahr warten. Dafür hat man zur rechten Zeit am rechten Ort Fotomotive ohne Ende, die allerdings oft auch schon zu kitschig und schon gar nicht mehr “echt” wirken. 

Im Spätherbst ist bei mir meistens Pause bei den Übernachtungen, alles ist nass, in der Nacht gefriert es schön langsam und am Tag taut es wieder, alles ist gatschig ohne Ende und manche steilen Bergwege sind rutschig und schwierig zu begehen, fotografisch erscheint die Landschaft oft etwas trostlos und kontrastarm. Übrigens ein guter Zeitpunkt, um die Ausrüstung wieder in Schuss zu bringen und zu verbessern bzw. die vielen gemachten Bilder des Jahres endlich zu bearbeiten 🙂

Der Winter hat einen ganz eigenen Charme, wenn man munter wird und im ersten Licht erkennt man seine eigenen Spuren vom Vortag nicht mehr, weil es in der Nacht geschneit hat. Alles ist von frischen, strahlend weißen Schnee überdeckt, der sich wie eine Decke über die Landschaft legt und diese verzaubert. Zu keiner anderen Jahreszeit erscheint die Natur friedlicher, reiner, alles ist so “aufgeräumt” und die Akustik ist stark gedämpft.. Auch in der Nacht ist es bei Mondschein durch den reflektierenden Schnee viel heller als sonst. In der ersten Morgensonne glitzern die manchmal ungewöhnlich riesigen Schneekristalle um die Wette, die bei den ersten halbwegs wärmenden Sonnenstrahlen sofort wieder zu schmelzen beginnen. Die Nächte dauern gefühlt allerdings ewig, es kann leicht passieren, dass man in der Nacht bereits vom Sonnenaufgang zu träumen beginnt 😉

Bisher habe ich über 200 Nächte draußen verbracht und es werden wohl noch einige dazukommen. Beim Nachmachen am besten immer vorher klären, ob die Nacht auch legal dort zu verbringen ist, die Gesetze sind gerade bei uns in jedem Bundesland anders und relativ undurchsichtig. In anderen Ländern ist dies natürlich oft wesentlich einfacher! Dass man an den Übernachtungsplätzen maximal seine Fußabdrücke hinterlässt und sonst nichts, sollte sowieso klar sein!

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